Mit Kriegsbeginn in der Ukraine und der Flucht vieler Frauen ist die Zahl ukrainischer Prostitutierter in Berlin stark angestiegen. Gerhard Schönborn vom Verein Neustart schildert, wie sie in Bordellen landen - und möglicherweise wieder herauskommen. Sind es seit dem russischen Angriffskrieg und der Flucht vieler Frauen aus der Ukraine merklich mehr geworden? Gerhard Schönborn: Es gab in der Tat schon immer ukrainische Frauen in den Berliner Bordellen. Seit dem Überfall Russlands sind es massiv mehr Frauen aus der Ukraine. Im Februar waren 24 Frauen mit ukrainischer Staatsangehörigkeit entsprechend dem Prostituiertenschutzgesetz angemeldet. Ein Jahr später waren es und in diesem Jahr waren es angemeldete Frauen. Da haben sich die Zahlen innerhalb von zwei Jahren versechsfacht. Das deckt sich auch mit unseren Beobachtungen in der aufsuchenden Arbeit in Bordellen. Es gibt ein Bordell, in dem bisher überwiegend rumänische und bulgarische Frauen waren. Wir wissen von vier weiteren Bordellen in der Stadt, die überwiegend mit geflüchteten Ukrainerinnen besetzt sind. Und die Frauen tauchen auch in fast allen anderen Bordellen auf. Gerhard Schönborn ist Migründer und Sozialmanager bei Neustart e. Er kümmert sich um Frauen, die in Berlin als Prostituierte arbeiten. Und Sie reden jetzt schon von den angemeldeten Frauen. Gibt es da auch eine hohe Dunkelziffer von Frauen, die ohne Anmeldung in der Prostitution tätig sind? Ja, auf jeden Fall. Nur ein kleiner Teil der in der Prostitution tätigen Frauen ist angemeldet. Aber die Zahlen der angemeldeten machen gut deutlich, dass es einen enormen Anstieg gibt. Wie geraten ukrainische Frauen und Mädchen in Deutschland in die Prostitution? Sind das Frauen, die sich auch in der Ukraine schon prostituiert haben? Die Frauen, die wir jetzt antreffen, sind auch alle nach dem Februar erst geflüchtet. Teils sind die Männer der Frauen im Krieg. Viele der Frauen waren hier in Aufnahmezentren. Eine der Prostituierte Sexarbeiterin Reportage Berlin, die wir betreuen, ist jetzt 18 Jahre alt. Sie ist als Minderjährige geflüchtet, flog mit 18 aus dem Hilfesystem und landete in einem Bordell. In der Ukraine ist Prostitution verboten. Bestraft werden dort die Frauen. Es gab sie aber natürlich trotzdem. Die Frauen, mit denen wir hier zu tun haben, waren vorher aber nicht in der Prostitution. Sie werden — oft noch während ihrer Flucht — mit Web-Anzeigen auf Ukrainisch angeworben. Meist wissen sie aber nicht, worauf sie sich einlassen. Da geht es oft um den "Dienstleistungsbereich", manchmal auch um "Massage". Um was es wirklich geht, dass die Frauen in einem Prostitutionsbetrieb landen, wird verschleiert. Und oft wissen die Frauen auch nicht, dass sie hier eigentlich viele Rechte haben. Warum suchen sich die Frauen nicht einen Job Prostituierte Sexarbeiterin Reportage Berlin Supermarkt an der Kasse oder werden Krankenpflegerin? Dieses Personal wird doch händeringend gesucht in Deutschland. Viele ukrainische Frauen arbeiten ja in den von Ihnen genannten Bereichen. Oft ist es aber so, dass sie die vorhin genannten Anzeigen schon gelesen haben, als sie sich auf die Flucht begeben Prostituierte Sexarbeiterin Reportage Berlin. Sie reisen dann gezielt dorthin, wo der Anbieter sitzt, der ihnen verspricht, dass sie Arbeit haben werden, womit sie sich und teils ihre Kinder versorgen können. Dann landen sie hier und stellen fest, was sie da machen sollen. Die meisten Frauen, mit denen wir sprechen können, sagen aber, dass sie etwas anderes machen wollen. Am liebsten das, was sie eigentlich gelernt haben: Friseurin, Verkäuferin oder ähnliches.
In den Bordellen, die wir aufsuchen, sind zum Teil die Betreiberinnen Ukrainerinnen. Das ist auch in Hamburg so, wo Sexarbeit als Touristenattraktion etabliert ist. Die Frauen, die wir jetzt antreffen, sind auch alle nach dem Februar erst geflüchtet. Weitere Informationen finden Sie in unserer Datenschutzerklärung. Die Kommentarfunktion unter diesem Artikel ist geschlossen.
Beamt:innen aus anderen Bezirken
Prostitution ist in. Zur Fußball-Europameisterschaft sind tausende Fans in Berlin. Die Polizei soll Notrufe teils nicht ernst nehmen. Für viele Sexarbeiter:innen ist Gewalt durch Passant:innen ein alltägliches Problem. Mit Kriegsbeginn in der Ukraine und der Flucht vieler Frauen ist die Zahl ukrainischer Prostitutierter in Berlin stark angestiegen. Meistens Männer ziehen feierfreudig durch die Stadt. Sie arbeiten zum Beispiel in. Trans*Sexworks arbeitet mit Berliner trans Sexarbeiterinnen und solchen, die sich keinem Geschlecht zuordnen.Sind es seit dem russischen Angriffskrieg und der Flucht vieler Frauen aus der Ukraine merklich mehr geworden? Und Sie reden jetzt schon von den angemeldeten Frauen. Fragestunde mit Wladimir Putin Ein Krieg aus Langeweile? Die Polizei soll Notrufe teils nicht ernst nehmen. In den Bordellen, die wir aufsuchen, sind zum Teil die Betreiberinnen Ukrainerinnen. E-Mail Telefon Anschrift. Die Freier hatten gleich auf dem Schirm, dass die Männer im Krieg bleiben müssen und dass da vor allen Dingen Frauen kommen würden. Das deckt sich auch mit unseren Beobachtungen in der aufsuchenden Arbeit in Bordellen. Wenn sie aufhören würden, wäre komplett unsicher, was mit ihnen geschieht. Ja, auf jeden Fall. Während der Veranstaltung in der Villa Lützow spricht sie über ihre Erfahrungen mit Anfeindungen und die Reaktion der Polizei. Wenn eine Tür aufgeht, sind die Frauen auch bereit, etwas anderes zu machen. Inwiefern können Sie den Frauen helfen und wie können sie überhaupt wieder herausfinden aus der Prostitution? Und oft wissen die Frauen auch nicht, dass sie hier eigentlich viele Rechte haben. Auf Nachfragen konnte die Polizei Berlin der taz keine Antworten geben. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Doch Frauen, die in der Ukraine im Wohlstand gelebt haben, haben meist auch hier ganz andere Optionen. Da gab es eine Art Goldgräberstimmung unter den Sexkäufern in Hunderten von Einträgen. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört — immer aus Überzeugung und hier auf taz. Doch Plattformen und Zahlungsdienstleister aus den USA erschweren ihnen das Leben. Im Februar waren 24 Frauen mit ukrainischer Staatsangehörigkeit entsprechend dem Prostituiertenschutzgesetz angemeldet. Dafür sind wir sehr dankbar. Beratungsstellen können ihnen trotzdem helfen, sie unterbringen oder ihnen ein Flugticket nach Hause kaufen. Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg Meldung aus dem Untergrund. Da geht es oft um den "Dienstleistungsbereich", manchmal auch um "Massage". Ausstieg aus der Prostitution Gefangen im Milieu Für Prostituierte ist es schwer, einen anderen Job zu finden. Diesen Artikel teilen. Warum suchen sich die Frauen nicht einen Job im Supermarkt an der Kasse oder werden Krankenpflegerin? Sie machen sich lustig über uns. Die Stadtteile Mitte und Schöneberg gelten als Schwerpunkte der Prostitution.