Frauen brauchen Gefühle, Männer befriedigen bloss ihren Trieb: Stereotype Vorstellungen von Sexualität führten dazu, dass Prostituierte verachtet würden, sagt die Historikerin Sarah Baumann. NZZ Ficken In Saus Und Braus Sonntag: Warum prostituieren sich Frauen? Ihr Browser oder Adblocker verhindert dies momentan. Sarah Baumann: Einer der wichtigsten Gründe ist sicher das Geld. Frauen ohne Ausbildung oder mit nur geringen beruflichen Qualifikationen haben es auf dem regulären Arbeitsmarkt schwer. Auf dem Sexmarkt hingegen ist die Nachfrage gross. Viele Frauen arbeiten in der Prostitution, weil sie in ihrem Herkunftsland keine Stelle finden. Ficken In Saus Und Braus sie finanziell eine Familie unterstützen müssen. Weil sie drogenabhängig sind. Es gibt aber auch Frauen, welche die Unabhängigkeit und Selbständigkeit dieser Arbeit schätzen oder den Beruf gerne machen. Gibt es darum nicht mehr viele Schweizerinnen auf dem Sexmarkt? Der Hauptgrund dafür ist die internationale ökonomische Ungleichheit. Frauen migrieren in die Länder, in denen sie Chancen auf ein Einkommen haben. Prostituierte migrieren — früher wie heute — aber auch wegen des gesellschaftlichen Stigmas: Arbeiten sie im Ausland, können sie die Arbeit vor ihrem näheren Umfeld geheim halten. Sowohl Dora Koster wie auch Frau Mercedes, zwei bekannte ehemalige Schweizer Prostituierte, berichten von einem früheren Leben in Saus und Braus. Beide wurden zu Sozialfällen. Trügt der Traum vom schnellen Geld für Prostituierte? In den goldenen Nachkriegsjahrzehnten konnte eine Frau mit Prostitution viel verdienen. Oft war das verdiente Geld aber auch schnell wieder weg, weil am Verkauf von Sex nicht nur die Frauen verdienten. Mit ihrem Einkommen finanzierten sie Kinder, Eltern, Ehemänner, Freunde und Geliebte. Es gibt doch auch viele Männer, die wenig verdienen und eine Familie ernähren. Man muss sehen: Mit dem Einkommen stieg auch der Lebensstandard der Frauen. Ein Pelzmantel, ein teures Auto, auswärts essen und reisen gehörten in den er Jahren zum Lebensstil einer Berufsprostituierten. Aber auch die Arbeitsmontur und die Zimmermiete beziehungsweise Salon-Nutzung kosteten. Hausbesitzer verlangten von Prostituierten Wuchermietenim Wissen, dass die Frauen auf einen Arbeitsort und Verschwiegenheit angewiesen waren. Das ist heute auch oft noch der Fall. Ein häufiges Argument für Prostitution lautet, dass die meisten Frauen — und Männer — diese Arbeit freiwillig machten und der Anteil an Menschenhandel relativ gering sei. Die Unterscheidung zwischen selbstbestimmter Sexarbeit und Zwangsprostitution ist zentral. Der freiwillige Verkauf von Sex ist für erwachsene Menschen eine legale Erwerbstätigkeit. Zwangsprostitution und Menschenhandel zum Zweck der sexuellen Ausbeutung sind kriminelle Handlungendie strafrechtlich verfolgt werden müssen. Gleichzeitig muss man sich fragen, was genau «freiwillig» heisst. Strukturelle Ungleichheiten wie das Nord-Süd-Gefälle, die Wirtschaftslage in Ost- und Südeuropa, Kapitalismus und Sexismus schränken die Auswahlmöglichkeiten von Frauen entscheidend ein. Arbeiten sie selbstbestimmt in der Prostitution, haben sie sich zwar für diesen Beruf entschieden, allerdings aus einem sehr viel kleineren Auswahlspektrum als andere Menschen. Warum wird in manchen Kreisen so heftig darüber gestritten, dass man Prostitution «Sexarbeit» nennt? Weil die Sprache über Prostitution die Sichtweise auf die Menschen bestimmt, die darin arbeiten. In den späten er Jahren prägte eine Aktivistin der internationalen Hurenbewegung den Begriff «sex work».
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