Als junge Mutter hat Anna Schreiber zwei Jahre lang ihren Körper verkauft. Sie unterstützt heute Paare darin, sich auf eine tiefe Begegnung einzulassen und einander auch Schwieriges zuzumuten. Interview: Mathias Morgenthaler Foto: Fotostudio Thomas. Kontakt und weitere Informationen: www. Das Buch: Anna Schreiber: Körper sucht Seele. Eine Psychotherapeutin blickt zurück auf ihre Zeit als Prostituierte. Taotime Verlag Frau Schreiber, Sie arbeiten als Psychotherapeutin, sind verheiratet und mehrfache Grossmutter. Warum haben Sie ein Buch geschrieben über Ihre weit zurückliegende Zeit als Prostituierte? ANNA SCHREIBER: Ein Traumatherapeut, bei dem ich eine Weiterbildung absolvierte, nahm mir das Versprechen ab, dieses Buch zu schreiben. Sein wichtigstes Argument war: Es gibt einige Erfahrungsberichte von Prostituierten und es gibt Fachleute, die aus Expertensicht über Prostitution sprechen können. Es gibt aber niemanden, der aus einer Doppelperspektive darüber schreibt: als Betroffene und als Psychotherapeutin. Das hat mich überzeugt. Haben Sie nicht gezweifelt, ob Sie sich so exponieren wollen mit Ihrer Geschichte? Doch, ich fragte mich immer wieder: Darf ich das? Muss ich es vielleicht? Schade ich damit meiner Familie? Jahrelang habe ich viel niedergeschrieben und wieder gelöscht. Schliesslich habe ich das Buch geschrieben in der Hoffnung, ein tieferes Verständnis der Prostitution zu ermöglichen und klar Mag Job Ala Prostituierte machen, warum es unter keinen Umständen in Ordnung Mag Job Ala Prostituierte, dass eine Person zum Objekt degradiert und zur Benutzung freigegeben wird. Sie haben im Alter von 22 bis 24 Jahren als Prostituierte gearbeitet. Wie lange haben Sie gebraucht, um dies zu verarbeiten? Die Erinnerung an diese Zeit lebt in mir weiter wie ein Mahnmal. Die erste Befreiung war meine Entscheidung: «Nie wieder Sex gegen Geld! Als ich mich in einer Therapiegruppe öffnen konnte und weder ausgeschlossen noch verachtet wurde, erlebte ich das wie eine zweite Befreiung. Ich weihte später auch meine Eltern, meine ältere Tochter und meine Chefin ein, um nicht mehr erpressbar zu sein. Es war kein Tabu mehr. Und nun also die dritte Öffnung, der Schritt in die Öffentlichkeit. Ich habe jedes der 33 Jahre gebraucht, um dafür bereit zu sein. Ich bin heute so stabil wie noch nie, aber es bricht jedes Mal wieder etwas von der alten Verletzung auf, wenn ich mich mit diesem Thema exponiere. Weil Sie nun öffentlich über Dinge sprechen, die in Ihren Augen eigentlich nicht in die Öffentlichkeit gehören? Ja, ich mache mich noch einmal nackt, um verständlich zu machen, warum Prostitution kein Beruf wie jeder andere ist. Es macht mich wütend, wie in den Medien darüber berichtet wird. Oft lautet der Tenor: Solange die Prostituierten diese Arbeit freiwillig machen und gut versichert sind, ist alles in Ordnung. Man kann Bordelle sogar online bewerten nach Sauberkeit und Anzahl der Parkplätze; es gibt Gütesiegel, die so genannte «Edelbordelle» auszeichnen. Diese Pseudonormalisierung der Prostitution führt dazu, dass das Leid viel leichter ausgeblendet werden kann. Und so geht vergessen, wie brutal es ist, einen anderen Körper für die eigene sexuelle Befriedigung zu benutzen, lieblos, seelenlos, völlig unpersönlich und austauschbar. Sie schliessen kategorisch aus, dass jemand freiwillig oder sogar gerne dieser Arbeit nachgeht? Es gibt zwei Arten, Prostitution zu verharmlosen und sich das Drama dahinter vom Hals — besser gesagt: vom Herz — zu halten: die eine besteht darin, Prostituierte abzuwerten als Schlampen, Nutten, Huren, kurz: als minderwertige Menschen; die andere gipfelt in der Annahme, Prostituierte seien Frauen, die dauernd Sex wollen und damit nebenbei auch noch gut verdienen. Die Realität sieht ganz anders aus. Der grösste Teil ist Zwangsprostitution und betrifft Frauen, die von Banden verschleppt und dazu gezwungen wurden, auch wenn das natürlich keine ihren Freiern so erzählt. Es arbeiten doch auch Frauen freiwillig als Prostituierte. Ich kenne Frau Balthus nicht persönlich. Sie mag das, was sie sagt, so sehen. Auch ich habe mir selber die Geschichte verkauft, es sei ein Zeichen von Stärke, Unangepasstheit, Emanzipation, in hohen Stiefeln und knappen Kleidern Männer zu empfangen.
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5 Dinge, die wir von einer Prostituierten lernen können - amazed Das eigentliche Ziel von Klee und Co. sei es, über die Arbeit von Prostituierten aufzuklären, Vorurteile abzubauen und Klischees zu hinterfragen. Es gibt Sexarbeiterinnen, die sich zu Wort melden und sogar Spaß an ihrem Job haben, die nicht aus der Gesellschaft ausgeschlossen werden. Süddeutsche ZeitungDie meisten Frauen in Deutschland, die als Prostituierte arbeiten, tun dies aus massivem ökonomischen Druck heraus, mehr als 3 Mal im Monat, machen extrem negative Erfahrungen mit respektlosen Freiern und erleben Gewalt. Am ersten Abend habe ich mir das angeschaut, unterschrieben, dass ich mit den Hausregeln einverstanden bin, und mich mit Kolleginnen unterhalten. Das Gespräch hat etwa anderthalb Stunden gedauert. Aber auf Grundlage von Klischees. Armut ist ein Risikofaktor. Meiner Meinung nach werden die Bereiche politisch bewusst vermischt, um Prostitution stärker zu kontrollieren.
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«Prostitution ist immer mit Geld kaschierte Gewalt», sagt die Psychotherapeutin. Tamara Domentat argumentiert für eine gewandelte Sicht der Prostitution. Das eigentliche Ziel von Klee und Co. sei es, über die Arbeit von Prostituierten aufzuklären, Vorurteile abzubauen und Klischees zu hinterfragen. Es gibt Sexarbeiterinnen, die sich zu Wort melden und sogar Spaß an ihrem Job haben, die nicht aus der Gesellschaft ausgeschlossen werden. Sie unterstützt heute Paare darin, sich auf eine tiefe Begegnung einzulassen.Ihre Arbeitsbedingungen verbessern. Das gilt, wie im Artikel auch dargelegt, natürlich nicht für gezwungene Prostitution. Dass ihre Triebe sie nicht zu Vergewaltigungen zwingen. Sophie Hunger. Dann haben einige Staaten damit angefangen. Wenn die Autorin mit ihrer Entscheidung zufrieden ist, ist doch alles in bester Ordnung. In einem Lovemobile wird die Geschichte der Sexarbeit aufbereitet, in einem anderen finden Performances statt. Ich nehme nur Gäste an, die mir sympathisch sind, und mache meine Grenzen klar. Die differenzierte Betrachtung von Prostitution in all seinen Facetten ist ein so grundlegendes und wichtiges Thema, dass diese Frage die Grundlage des Buches ist. Jahrhundert vor Christus existiert? Die böse Allgemeinheit will mir meinen Profit vermiesen. Sie mag das, was sie sagt, so sehen. Bei anderen Freiern sehe ich schon am Blick, dass sie Frauen hassen und mich nur benutzen wollen. Hans-Martin Bader. Auch ich habe mir selber die Geschichte verkauft, es sei ein Zeichen von Stärke, Unangepasstheit, Emanzipation, in hohen Stiefeln und knappen Kleidern Männer zu empfangen. Auch danach sei sie immer an den Strukturen gescheitert. Sie habe sich relativ spät dazu entschieden, weil sie immer ein ungeklärtes Verhältnis zu sich und ihrem Körper gehabt habe. Aber als ich da rein bin, dachte ich: Da kann ich mich auch blicken lassen. Impulse Am Ball bleiben. Fragen über Fragen Der "Mythos vom männlichen sexuellen Druck"? Diese Direktive gelte für "Gastronomie und Tabledance" allerdings nicht. Wir nehmen in der Bar einheitliche Preise, um uns gegenseitig das Geschäft nicht kaputt zu machen. Sie ist eine der Initiatorinnen und Vorsitzende des Berufsverbands sexuelle Dienstleistungen, der sich als Interessensvertretung von Bordellbetreibern und selbständigen Prostituierten versteht. So gerne Sommer ihren Job macht — etwas stört sie in Deutschland: die anhaltende Stigmatisierung. Neo, die Unbestechlichen. Sie hat sich ihr Leben lang gefragt, was mit ihr los sei. Sie können unsere Cookies und Datenschutzeinstellungen im Detail in unseren Datenschutzrichtlinie nachlesen. Dass ihre Stimme nicht gehört werden muss, weil stets nur der Täter aus ihnen spricht? Früher sechs Tage die Woche, heute zwei. Sicher nicht, weil wir schöner sind als andere Frauen. Ich spürte die Verletzungen und die Wunden nicht mehr und verstand noch gar nicht richtig, was ich tat. Ich würde mir wünschen, dass Sexarbeit als Job wie jeder andere angesehen wird. Video: watson. Aktuelle Themen.